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Privatsphäre 2.0

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Vielfältige Herausforderungen zum Tag des Datenschutzes am 28.01.2011
Es gibt in westlichen Gesellschaften niemanden, dessen persönliche Daten nicht in elektronischer Form vorliegen, gespeichert und ausgetauscht werden. Die meisten Menschen hinterlassen täglich „elektronische Spuren“ im Internet. Die potentielle und reale Bedrohung, die von diesen gesammelten persönlichen Daten ausgeht, ist immens, vielfältig und gefährdet den Schutz der Privatsphäre der Bürger unserer demokratischen Gesellschaft.
Im Internet werden zunehmend wichtige Dienste wie Suchmaschinen, E-Mail-Dienste, Soziale Netzwerke, Nachrichten-Dienste und viele weitere angeboten, die das Prinzip „Bezahlen mit persönlichen Daten“ etabliert haben. Die Dienstanbieter nutzen die gesammelten persönlichen Daten ihrer Nutzer, um daraus Nutzerprofile zu generieren und i.d.R. darüber gezielte Werbung zu verkaufen. 2009 erwirtschaftete z.B. Google 97 % seines Umsatzes, in Höhe von 24 Milliarden US-Dollar, allein mit Werbung!
Ein Teil des Problems verursacht der Internet-Nutzer selber. „Er geht sorglos mit seinen persönlichen Daten um, ist nicht ausreichend informiert und riskiert damit den Verlust seiner Privatsphäre und somit auch den Schutz vor unerwünschten Folgen. Es fehlen den Internet-Nutzern der Überblick und das Verständnis für mögliche Schutzmechanismen“, so Prof. Norbert Pohlmann, Direktor des Instituts für Internet-Sicherheit der Fachhochschule Gelsenkirchen.
Da das Internet zunehmend einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Geschehens ausmacht, greift die Entwicklung des „Geschäfts mit persönlichen Daten“ unsere Privatsphäre nachhaltig an. Die Bürger können auf viele Internet-Dienste heute kaum noch verzichten ohne eine erhebliche Benachteiligung einzugehen. Um unsere Privatsphäre zu erhalten, müssen alle beteiligten Akteure, der Staat, die Internet-Dienstanbieter und der Nutzer selbst, ihrer Verantwortung gerecht werden und aktiv handeln!

Was ist notwendig, um den Datenschutz zu gewährleisten?

Der Staat muss Randbedingungen schaffen, die einem Internet-Nutzer ermöglichen, notwendige Internet-Dienste, wie Suchmaschinen, E-Mail, Nachrichten oder Location Based Services zu nutzen, ohne auf seinen rechtlichen Anspruch auf Privatsphäre bzw. informationelle Selbstbestimmung verzichten zu müssen.
Die Internet-Dienstanbieter müssen sehr viel deutlicher darstellen, welche persönlichen Daten sie von ihren Nutzern erfassen, wie sie diese nutzen und verknüpfen sowie welche Rechte sie sich in den AGBs dafür einräumen. Eine Nutzerzustimmung und die Möglichkeiten der Einschränkung der Datensammlung muss in einer für den Nutzer klaren und verständlichen Sprache formuliert sein, damit der Nutzer sich frei entscheiden kann, und das bevor er den Dienst nutzt. Dem Nutzer sollte zukünftig immer auch die Möglichkeit gegeben werden, einen Dienst nicht nur durch „Bezahlen mit persönlichen Daten“, sondern auch mit Geld zu begleichen!
Die Bürger müssen sich mit den positiven Möglichkeiten aber auch mit den Gefahren des Internets stärker auseinander setzen, um ihre persönlichen Daten besser schützen zu können. Das betrifft insbesondere die persönlichen Daten der Internet-Nutzer, die freiwillig (Opt-in) und widerstandslos (Opt-out) über sich preisgibt. Freiwillig werden den Internet-Anbietern persönliche Daten zur Verfügung gestellt, wenn die Dienste auch ohne eine explizite Angabe die persönlichen Daten nutzen könnten. Hier verschafft eine Sensibilisierung der Bürger Abhilfe. Widerstandslos werden persönliche Daten bereitgestellt, wenn es Schutzmechanismen gibt, die das verhindern würden, diese aber nicht genutzt werden. Hier ist es wichtig, dass sich der Bürger oft vorhandener Schutzmaßnahmen bewusst wird und diese auch aktiv nutzt.
Alle Dienste, bei der die Preisgabe persönlicher Daten unumgänglich ist, sollten vermieden werden. Eine Handlungsvariante ist dabei, dass wir nur die Internet-Dienste nutzen, die unsere Privatsphäre angemessen schützen! Die Macht der Internet-Nutzer ist sehr groß, insbesondere wenn sie organsiert wird!
Das Institut für Internet-Sicherheit hat dazu eine Studie erarbeitet: „Google – die zwei Seiten des mächtigen Internet-Konzerns“.
Die Studie zeigt die Strategien und Dienste von Google auf und stellt dar, wie sich Nutzer im Google-Umfeld zu verhalten haben, wenn sie ihre Privatsphäre schützen und ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung ausüben wollen. In Form eines kleinen Leitfadens wird beschrieben, was für Risiken in diesem Umfeld lauern und wie die Nutzer diese minimieren oder im Idealfall sogar umgehen können: Google – die zwei Seiten des mächtigen Internet-Konzern Weitere Informationen zur Privatsphäre und zum Datenschutz:

  • Positionspapier des Instituts für Internet-Sicherheit – if(is): „Privatsphäre 2.0 – Was braucht die Informations- und Wissensgesellschaft?“
  • Seminararbeit von Herrn Nikolai Spogahn: „Google – die zwei Seiten des mächtigen Internet-Konzern“

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